Seemacht NATO – die 1980er Jahre und die heutige weltpolitische Lage im Vergleich

14. Mai 2024 | 18:15-19:45 Uhr | Hörsaal VII, Hauptgebäude Universität Bonn

Der Vortrag ordnet die maritimen Aspekte in die Gesamtstrategie der Allianz vor dem Hintergrund der geopolitischen Gesamtlage ein. In den 1980er Jahren handelte es sich um einen bipolaren statischen Konflikt, bei dem die Seemacht NATO bewusst ihre maritimen Komponenten im Rahmen des CONMAROPS und der US Maritime Strategy so einsetzte, als dass sie durch eine Flankenbedrohung des WP die kontinentale Front beeinflussten. Und das geschah aus einer Situation der relativen maritimen Überlegenheit der Allianz heraus. Gegenwärtig wird die NATO und westliche Gemeinschaft gerade an ihren Flanken in einer multipolar geprägten Ära maritim herausgefordert. Die geopolitische Lage ist nicht statisch, sondern wir werden zunehmend offen herausgefordert. Man kann sogar davon sprechen, dass es deutliche Indikatoren dafür gibt, dass es innerhalb der nächsten Dekade(n) eine offene Eskalation um den Rang der „Weltmacht“ gibt. Diese wird aller Vorrausicht nach stark in der maritimen Domäne ausgetragen werde. Was bedeutet das für die Seemacht des maritimen Bündnisses NATO?
Während gegenwärtig der Vergleich Kalter Krieg 1.0 und 2.0 meines Erachtens zu stark auf Europa beschränkt bleibt, liefert diese Verkürzung eine gefährliche Einengung der Perspektive auf die ehemalige deutsche Zentralfront und aktuell die Ostflanke der Allianz. Der Kalte Krieg 1.0 wurde von der NATO „gewonnen“, aber unter völlig anderen Vorzeichen. Genau das suggeriert eine für uns günstige Kontinuität, die aber bei einer maritim-globalen Perspektive nicht gegeben ist. Zudem fördert dieser Bias auf Russland eine stärkere kontinentale Prägung der europäisch-deutschen Sicherheitspolitik, während die maritime Bedrohung an den erweiterten Flanken in einer globalen Welt weiter wächst. Der Kalte Krieg 2.0 ist folglich anders geartet als 1.0 und sollte mit Vorsicht als Schablone nur dort gebraucht werden, wo es tatsächlich ähnliche Entwicklungen gibt.


Programm

Vortrag

Fregattenkapitän Dr. Christian Jentzsch, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projektbereich Einsatzgeschichte im Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam

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