Auf der Grundlage verschiedener Theorieansätze wirft Prof. Dr. Heinemann-Grüder einen differenzierten Blick auf die russischsprachige Bevölkerung in Deutschland. Das Kurzgutachten schlüsselt dezidiert auf, welches die Leitnarrative der russischen Propaganda sind und woraus sich die Nachfrage nach diesen Erzählungen speist.
So sei die russischsprachige Bevölkerung in Deutschland aufgrund historischer, rechtlicher und biographischer Kontexte sehr heterogen und daher in unterschiedlichen Abstufungen und Dimension für die Propaganda Moskaus empfänglich. Diese Empfänglichkeit für bestimmte Narrative sei zunächst latent und diffus, aber noch kein hinreichender Beleg für eine potenzielle Radikalisierung, so Heinemann-Grüder. So verfangen die Narrative nicht in allen Teilen der russischsprachigen Bevölkerung und auch dann nicht in gleicher Weise. Daraus folgen Erläuterungen, über welche Kanäle die russische Propaganda in Deutschland gestreut wird, wen diese Kanäle erreichen und welche Akteur:innen und Netzwerke dahinter stecken. In den virtuellen wie realweltlichen Netzwerken spielen Putin-treue Akteur:innen ebenso eine zentrale Rolle wie von Moskau gesteuerte Organisationen, deren Ziel die Verbreitung der putinschen Ideologie der „Russischen Welt“ sowie die Mobilisierung von Anhänger:innen ist. Auch militante Clubs wie die „Nachtwölfe“ oder Kampfsportclubs müssten dabei verstärkt in den Blick genommen werden, so Heinemann-Grüder weiter. Aufgrund der ideologischen Nähe und gemeinsamer Feindbilder finde die russische Propaganda in rechts- wie linkspopulistischen Milieus sowie in der rechtsextremen Szene starken Zuspruch und treffe hier auf großes Verbreitungs- und Mobilisierungspotenzial.