Die Erinnerungen Ludwig Erhards an seine Kanzlerschaft 1963 bis 1966 werden die deutsche Geschichte nicht grundsätzlich umscheiben. Dennoch bietet die historische Analyse erstaunliche Aufschlüsse über die Arbeit des zweiten deutschen Bundeskanzlers: seine Idee eines wirtschaftlichen "dritten Wegs" zwischen Sozialsimus und Kapitalismus, sein zwiespältiges Verhältnis zu Konrad Adenauer und insbesondere die Tatsache, dass Erhard erst 1968 in die CDU eingetreten ist. Im Interview mit TheEuropean beschreibt Prof. Schlie die Hintergründe der Veröffentlichung sowie die Konsequenzen für das historische Urteil über Erhards Kanzlerzeit, über die Schlie aus einer außenpolitischen Perspektive sagt: "Was man Ludwig Erhard vorwerfen kann ist, dass er nicht nur das Verhältnis zu Frankreich vernachlässigt hat, sondern auch die Bedeutung der Deutsch-Französischen Aussöhnung als Fundamt der deutschen Außenpolitik nicht hinreichend begriffen hat."
Ulrich Schlie (Hrsg.): Ludwig Erhard - Erfahrungen für die Zukunft. Meine Zeit als Kanzler (1963-1966). Herausgegeben von der Ludwig-Erhard-Stiftung, Berlin 2024.