Die oberste Priorität für den israelischen Premier Netanjahu sei der Schutz des eigenen Territoriums und die Abwendung eines Mehrfrontenkrieges. Prof. Schlie befürchet jedoch, dass sich das Mächtegleichgewicht der Region zuungunsten Israels entwickle - eine Strategie, die der Iran und seine Proxys wie die Huthis im Jemen und die Hisbollah im Libanon konkret verfolgten.
So seien Beziehungen von Israel zu Saudi-Arabien, die vorher auf einem "bemerkenswerten Weg waren", seit dem 7. Oktober zunichte gemacht worden. Auch das Verhältnis zu Jordanien sein betroffen. Prof. Schlie sieht zudem ein unmittelbares Interesse Russlands, in dem Konflikt "die Vereinigten Staaten zu schwächen und möglichst viel Unordnung und Unruhe in die Region hineinzubringen". Dies sei verbunden mit einer Stärkung des Iran, der "sicherlich gefährlichsten Macht in der Region". Die schlimmste Entwicklung sei weiterhin ein großangelegter Flächenbrand. Diese Entwicklung könne aber nicht im Interesse der anderen Länder der Region sein. Israel müsse nun mit Weitsicht und Augenmaß handeln, um eine Eskalation zu vermeiden.