Religion und Politik
Seit den späten 1970er Jahren nimmt die Auseinandersetzung mit Religion und religiösen Akteuren innerhalb verschiedener akademischer Disziplinen einen signifikanten Platz ein. Die These, dass Religion im Zuge des gesellschaftlichen Übergangs in die Moderne einen Bedeutungsverlust erleiden wird, erweist sich zunehmend als wahrheitswidrig. Religiöse Akteure im Iran, der Türkei, den USA, Indien sowie in europäischen Nationalstaaten drängen ihre religiösen Interessen seit vielen Jahren in nationale und internationale politische Sphären. Dies führt gegenwärtig zu Verschiebungen des internationalen Systems, die zunehmende anarchische Tendenzen und die Auflösung traditioneller Ordnungsmuster hervorrufen. Dies geschieht auf zweifache Weise: Zum einen werden grundlegende Veränderungen des internationalen Systems von religiösen Kräften initiiert, insbesondere durch fundamentalistische Interpretationen der Weltreligionen. Zum anderen beschleunigt der Wandel des internationalen Systems die Auflösung traditioneller Strukturen und führt zu einer Zunahme des Einflusses von nationalistischen und fundamentalistischen Kräften.
Ziel des Projekts "Religion und Politik" ist es, zu bestimmen, wie Religion als Faktor in den internationalen Beziehungen durch die kontinuierlichen Veränderungen des internationalen Systems beeinflusst wird. Insbesondere soll die Rolle der Religion an der Schnittstelle zwischen innenpolitischen Antriebskräften und internationalen Konstellationen untersucht werden.
Auch im Rahmen des International Security Forum Bonn wurde das Thema Religion und Politik in seiner ganzen Breite für die Auswirkungen des internationalen Systems diskutiert. Hierzu brachten Gäste unter dem Titel "Religion, Conflict and Politics – A View from both Sides of the Atlantic" ihre Perspektive ein. Weitere Informationen finden Sie hier.
Leitung
Prof. Dr. Dr. h.c. Matthias Herdegen