08. August 2024

Prof. Dr. Ulrich Schlie bei Inforadio Berlin über die Eskalation in Nahost: "Schlimmste Entwicklung wäre ein Flächenbrand" Prof. Dr. Ulrich Schlie bei Inforadio Berlin zu Nahost: "Schlimmste Entwicklung wäre ein Flächenbrand"

Das Warten auf den angekündigten Gegenschlag des Iran auf Israel geht weiter. Welche Konsequenzen hätte solch eine Eskalation? Welche konkreten Strategien verfolgen die beteiligten Akteure? Im Interview mit dem Inforadio 24 des rbb analysiert Prof. Dr. Ulrich Schlie das komplexe Geflecht überschneidender und entgegengesetzter Interessen der Länder in der Region.

Prof. Dr. Ulrich Schlie bei rbb24 Inforadio
Prof. Dr. Ulrich Schlie bei rbb24 Inforadio © rbb24 Inforadio
Alle Bilder in Originalgröße herunterladen Der Abdruck im Zusammenhang mit der Nachricht ist kostenlos, dabei ist der angegebene Bildautor zu nennen.

Die oberste Priorität für den israelischen Premier Netanjahu sei der Schutz des eigenen Territoriums und die Abwendung eines Mehrfrontenkrieges. Prof. Schlie befürchet jedoch, dass sich das Mächtegleichgewicht der Region zuungunsten Israels entwickle - eine Strategie, die der Iran und seine Proxys wie die Huthis im Jemen und die Hisbollah im Libanon konkret verfolgten.

So seien Beziehungen von Israel zu Saudi-Arabien, die vorher auf einem "bemerkenswerten Weg waren", seit dem 7. Oktober zunichte gemacht worden. Auch das Verhältnis zu Jordanien sein betroffen. Prof. Schlie sieht zudem ein unmittelbares Interesse Russlands, in dem Konflikt "die Vereinigten Staaten zu schwächen und möglichst viel Unordnung und Unruhe in die Region hineinzubringen". Dies sei verbunden mit einer Stärkung des Iran, der "sicherlich gefährlichsten Macht in der Region". Die schlimmste Entwicklung sei weiterhin ein großangelegter Flächenbrand. Diese Entwicklung könne aber nicht im Interesse der anderen Länder der Region sein. Israel müsse nun mit Weitsicht und Augenmaß handeln, um eine Eskalation zu vermeiden.

Zum Interview mit dem Inforadio Berlin.

Prof. Dr. Ulrich Schlie ist Direktor des Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) und Henry-Kissinger-Professor für Sicherheits- und Strategieforschung am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie.

Wird geladen